Weegee: Arthur Fellig portraitiert die dunklen Gassen Amerikas
Er machte vor nichts halt, Arthur Fellig veröffentlichte unter dem Pseudonym Weegee das Nachtleben New Yorks und scheute weder vor trunkenen Pärchen noch vor Polizeiband nicht zurück.
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Dass ein Pressefotograf, ein Paparazzi der übelsten Sorte einmal so ein künstlerisches Vermächtnis hinterlassen würde, nur wenige können es für sich verbuchen, aber Arthur Fellig schaffte es ohne formale Ausbildung, Künstler wie Diane Arbus zu inspirieren.
Arthur Fellig: Selfmade Man in New York
Als Immigrant wurde Weegee als Ascher Fellig in der Ukraine geboren, als er 10 Jahre alt war, emigrierte seine Famile nach New York, wo er sich lange Zeit mit kleinen Jobs über Wasser hielt, bis er als Assistent von einem kommerziellen Fotografen angestellt wurde.
Mit 25 Jahren wurde er zur Entwicklung von Fotos von der damalig noch Acme Newspictures genannten United Press International Photos angestellt, rund 10 Jahre später machte er sich selbstständig und begann, nicht nur die High Society vor die Linse zu kriegen, um die Fotos an Nachrichtenzeitungen an den Mann zu bringen sondern vor allem auch, um der Polizei einen Schritt voraus zu sein und Tatortfotos zu machen, bevor man ihn hinter die Abgrenzung verjagen konnte.
Genau daher soll er angeblich auch seinen Spitznamen haben, denn ein wenig umgemodelt war das Ouija Brett Inspiration für „Weegee“, da er immer noch vor der Polizei zu wissen schien, wann es wo einen Mord gegeben hatte. Wahrscheinlich lag es aber eher daran, dass er enge Kontakte mit der Polizei hatte und auch einer der wenigen, wenn nicht der einzige Pressefotograf war, der einen Polizeifunk bei sich im Auto aufbewahren durfte.
Fellig war ein Minimalist, mit einer 4×5 Speed Graphic besaß er das ganz normale Equipment eines Pressefotografen, die Fotos entwickelte er selbst im Kofferraum seines Autos, um sie so schnell wie möglich an die Presse zu übergeben.
In den 50er und 60er Jahren hatte er auch Hollywoods Aufmerksamkeit auf sich gezogen und schoss Fotos für Kubrick zu seinem Film „Dr. Strangelove“, später reiste er auch viel und knüpfte Kontakte mit Nacktmodels und -fotografen, weshalb man auch Pin Up Pamela Green vor seiner Linse bewundern darf.
Weegee: Schattenseiten, Glamour und Totenschau
Gerade weil er nicht direkt künstlerische Absichten hatte, sind Felligs Fotografien mittlerweile wohl so legendär, denn auch wenn seine Glamour Shots vorwiegend posiert waren, waren es die anderen Bilder, darunter vor allem die Polizeifotos, die das echte Leben der New Yorker Nachtwelt aufzeigten und keine romantisierten Versionen von Musikern, Regisseuren und Künstlern.
Perfektionistisch ging er dennoch an seine Bilder heran, denn Fellig zog nächtelang durch die Straßen, um das perfekte Bild des echten, emotionalen, berührenden New Yorks zu finden.
Berühmt wurde auch sein Marilyn Monroe Portrait, das er mit mehreren Techniken so sehr verzerrte, dass ihr Gesicht wie eine groteske Karikatur ihrer selbst erscheint, die dunkle, zerissene Seite Marilyns, geradezu tragisch erscheint das Werk in Retrospektive.
„Dass ein Pressefotograf, ein Paparazzi der übelsten Sorte einmal …“ – im Singular ist das ein Paparazzo (!), und hinter den Relativeinschub kommt ein Komma, hier also vor ‚einmal‘.