Foto-Tipps

Tiefenwirkung in der Fotografie

Wer im Bekanntenkreis stolz die ersten Bilder seiner neuen Spiegelreflexkamera präsentiert, dem wird in der Regel folgende Reaktion entgegen gebracht: „Oh, der Hintergrund ist so schön unscharf.“ Und genau dieser Satz zeigt uns, dass das Bild aufgrund bestimmter Gestaltungsmittel positiv auf den Betrachter gewirkt haben muss. Was aber ist es genau, das uns ein Bild spannend erscheinen lässt?

Die Antwort ist ganz einfach: Es ist die Tiefenwirkung. Nein, wir reden hier nicht über die spezielle Reinigungskraft eines Wunderwaschmittels, sondern ganz banal gesagt über eine „Tiefe im Bild, die wirkt“ – Tiefenwirkung eben. Sie ist im Grunde das Ergebnis einer optischen Täuschung.

Die Herausforderung in der Fotografie ist es ja, einem zweidimensionalen Medium eine gewisse Dreidimensionalität zu verleihen, die wir durch den gezielten Einsatz bestimmter gestalterischer Mittel erreichen. Im oben genannten Beispiel wurde eine geringe Schärfentiefe (Achtung! Schärfentiefe, nicht Tiefenschärfe. Die Eigenschaft der Tiefe wird als Zweites genannt. Die Dicke einer Wurstscheibe wird ja auch als Scheibendicke und nicht als Dickenscheibe bezeichnet.) verwendet, die den Hintergrund unscharf werden lässt und bildwichtigen Inhalt hervorhebt. Sie beschreibt den Bereich im Bild, der scharf abgebildet wird. Genau genommen kann nur eine einzige Ebene scharf abgebildet werden, alles was davor oder dahinter liegt, besitzt eine mehr oder weniger ausgeprägte Unschärfe. Da wir Menschen aber nun mal keine Adler sind, können unsere Augen eine nur sehr geringe Unschärfe nicht als solche wahrnehmen, weshalb wir hier von einer „Schärfentiefe“ sprechen können.

In der Fototechnik gibt es zwei Möglichkeiten, eine geringe Schärfentiefe zu erzielen: Eine möglichst offene Blende oder eine lange Brennweite zu verwenden. Gestalterisch hingegen sind die Möglichkeiten fast unbegrenzt. Hier ist eure Phantasie gefragt. Wem es anfangs schwer fällt, die richtige Bildkomposition zu finden, der sollte folgenden Merksatz im Hinterkopf behalten: „Vordergrund macht Bild gesund.“ Soll heißen: Unscharfe Objekte im Vordergrund können oft spannende Ergebnisse hervorbringen, probiert es aus!

Ein weiteres Stichwort ist die Perspektive, die ebenso eine räumliche Wirkung erschafft. Fluchtende Linien bewirken beim Betrachter den Eindruck einer dreidimensionalen Abbildung. Die Wirkung kann so weit gehen, dass der Betrachter das Gefühl hat, in euer Bild hinein gehen zu können. Also öffnet ihm die Türen! Experimentiert mit Licht und Schatten – setzt Farben und Unschärfen gezielt ein und achtet auf geometrische Formen innerhalb eures Motivs. Ihr werdet sehen wie schnell selbst aus einem scheinbar langweilen Motiv ein spannendes Bild werden kann, ihr müsst nur die richtigen Mittel an der richtigen Stelle einsetzen. Gewusst wie eben. In diesem Sinne, ‚ran an die Kamera!

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