James Nachtwey – War Photography oder War Pornography?
James Nachtwey ist wohl der bedeutendste und erfoglreichste Kriegsfotograf unserer Zeit.
Bürgerkriege, Vertreibungen und Hungersnöte aber auch soziale Katastrophen versucht der Fotograf James Nachtwey so nah und echt wie nur möglich in Bildern festzuhalten. Ob in den Waisenhäusern Rumäniens, den Bürgerkriegen in Sudan und Somalia, den Völkermorden in Bosnien und Ruanda, dem Vernichtungskrieg der Russen in Tschetschenien, ob in Afghanistan, Irak oder im Nahen Osten, James Nachtwey war immer dabei. Neben Bildern von tiefem Hass und unermesslichem Leiden zeugen viele der Fotos von mitmenschlicher Anteilnahme jenseits aller Vorurteile, der Sehnsucht nach Frieden, Verständigung und einem menschenwürdigen Miteinander. Nachtweys Bilder sind schnörkellos klar auf den Augenblick gerichtet. Auch wenn manches außerhalb des Blickfelds bleibt, ist alles in jeder Nuance spürbar, so als ob man direkt am Ort des Geschehens wäre und die Szenen unmittelbar mitbekommen würde. In den zahlreichen Gefahrsituationen entscheidet jeder Moment über die Bilder und vor allem auch über das eigene Leben. Seine Arbeit ist jedoch auch umstritten. So kritisiert Richard B. Woodward in The Village Voice, Nachtwey bilde den Schrecken von Krieg und Tod als „ästhetisches Wunder“ ab. Nachtwey sei eben so anti-war wie der Modefotograf Herb Ritts anti-fashion sei. Er wirft dem Fotografen vor, bei dem sensationslüsternen Publikum den „Appetit“ auf immer grauenvollere Bilder zu befriedigen. Deshalb sprechen einige Kritiker im Zusammenhang mit Nachtweys Kriegsfotos auch von sogenannter „war pornography“.
Dennoch gelingen ihm Bilder, die über den Tag hinaus wirken und er macht seine Arbeit scheinbar mit einer solchen bescheidenen und stillen Gelassenheit eines Menschen, der tut, was er für richtig hält.
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