Fotobearbeitungsprogramme nutzen – Bildbearbeitung kompakt II
Im letzten Beitrag haben wir uns mit Histogrammen und Tonwertkorrekturen beschäftigt. Heute lernen wir erweiterte Funktionen von Fotobearbeitungsprogrammen kennen und befassen uns tiefergehend mit Ebenenmasken und Einstellungsebenen, mit denen man ein Bild manipulieren kann, ohne direkt in das Bild einzugreifen – jederzeit reversible und nachjustierbare Veränderungen. Wir sehen uns dies am Beispiel von Colorkey-Spielereien einmal an.
So soll es im Endergebnis aussehen, unser Beispielbild. Zunächst ein paar Grundsatzüberlegungen: was ist Colorkey eigentlich, wofür wird es eingesetzt, wie wandeln wir ein Bild in Graustufen um, und wie arbeiten Einstellungsebenen?
Colorkey ist eine Technik, mit der gezielt farbige Elemente zur Hervorhebung auf Graustufenbildern platziert werden. Wir betonen damit ein Element und lassen die anderen in den Hintergrund rücken – nicht, weil der Rest unwichtig wäre, sondern, weil er möglicherweise sonst zu dominant wirkt und vom Hauptmotiv ablenkt. Der Blick des Betrachters wird überdeutlich auf ein Bildelement geführt – doch Vorsicht:
Es ist auch eine Technik, die nur sehr sparsam eingesetzt werden sollte. Weniger ist mehr – das ist einer der Grundsätze der Bildbearbeitung. Ziel der Bildoptimierung sollte natürlich immer sein, die Intention des Bildes, die Aussage dahinter, zu vermitteln – doch zeichnen sich wirklich gute Bilder dadurch aus, dass dies subtil und diskret geschieht und dem Betrachter trotz einer gezielten Blickführung noch die Möglichkeit offengelassen wird, sich quasi ein eigenes Bild zu machen. Colorkey ist eher eine Holzhammermethode, die keinesfalls dazu eingesetzt werden soll, vermeintlich misslungene Bilder doch noch zu retten, sondern sehr bewusst zum Aufbau einer bestimmten Stimmung benutzt werden soll.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, ein farbiges Bild in Graustufen umzusetzen – die wohl für die meisten Zwecke schlechteste Methode ist es, das Bild vom RGB- in den Graustufenmodus umzuwandeln. Zum einen berechnet das Programm nach eigenem Gutdünken und Algorithmen die Verteilung der Farbwerte, zum anderen werden die Farbkanäle gelöscht und nachträgliche Farbkorrekturen unmöglich gemacht. Die elegantere Lösung ist es, dem Bild die Sättigung in allen Farbkanälen zu entziehen – hier bleiben die Kanäle erhalten und können nachträglich noch verwendet werden, und: das Foto bleibt im RGB-Modus und kann um farbige Elemente erweitert werden.
Wir gehen den Weg über die Sättigung und machen das über Einstellungsebenen – dadurch bleibt das Ausgangsbild erhalten, und es können bis zum Schluss noch direkt am Original Veränderungen beispielsweise durch Filter vorgenommen werden, und ein großes Plus: die Einstellungsebenen können jederzeit modifiziert werden.
Zunächst öffnen wir das gewünschte Bild und nehmen zunächst grundlegende Änderungen vor. In diesem Fall ist das Bild leicht körnig – da wir ohnehin keinen Wert auf extreme Schärfe legen, sondern Bewegung darstellen wollen, die meist leicht verwischt erst richtig zur Geltung kommt, benutzen wir hier den Filter „unscharf maskieren“ aus dem Scharfzeichnungs-Filtermenü und wenden ihn großzügig an.
Hier hilft einfaches Experimentieren, um die richtigen Werte zu treffen. Wichtig ist, dass insbesondere das gewünschte Hauptmotiv gründlich beurteilt wird – der Hintergrund ist in diesem Beispiel weniger relevant. Die kleine zoombare Vorschau im Filterdialog hilft dabei, gezielt die Konturen des vordersten Fahrzeugs im Blick zu behalten – das Ziel ist ein scharfes, aber nicht körniges Vordergrundmotiv. Haben wir das erledigt, klicken wir auf das Einstellungsebenensymbol im Ebenenfenster.
Wir gehen also den schon im ersten Tutorial „Fotobearbeitungsprogramme nutzen – Bildbearbeitung kompakt“ besprochenen Weg: wir beurteilen das Histogramm, und nehmen – diesmal in einer Einstellungsebene – eine Tonwertanpassung vor. Hier entscheiden, wie so oft, nicht Werte, sondern das Auge über das optimale Ergebnis. Keine Angst vor Änderungen: durch Doppelklick auf die neu erstelle Einstellungsebene in der Ebenenpalette können wir diese Werte jederzeit nachjustieren und so Feintuning betreiben.
Nun klicken wir in der Ebenenpalette erneut auf unsere Ebene mit dem Bild und legen eine weitere Ebenenmaske für Farbton und Sättigung an (siehe Bild oben), führen dort einige Anpasungen durch, und legen die nächste Maske an, diesmal mit dem Kanalmixer. Nun beginnt der Colorkey-Teil: wir aktivieren im Kanalmixer die Checkbox „monochrom“ und erhalten ein Graustufenbild. Unsere Kanalmixer-Einstellungsebene bleibt aktiviert, während wir im Farbmenü als Hintergrund weiß und als Vordergrund schwarz auswählen.
Nun bemalen wir einfach in der Einstellungsebene mit einem schwarzen Pinsel das Vordergrund-Motiv, das farbig hervorgehoben werden soll, und legen somit die Farben frei. Korrekturen sind mit einem weißen Pinsel kein Problem, also ruhig etwas gröber agieren, um das richtige Gefühl zu bekommen. Für feinere Details zoomen wir uns einfach den entsprechenden Ausschnitt mittels alt/+ bzw. Apfel/+ heran und wählen einen feineren Pinsel – und nach kurzer Zeit haben wir obiges Bild. Anschließend können nochmal die Sättigung und die Tonwertkorrektur modifiziert werden.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
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