Foto-Tipps

Berufswunsch Fotograf: Ausbildung im Lette Verein

Der Lette Verein ist bekannt und genießt einen guten Ruf. Verständlich, denn die Ausstattung ist gut und es wird Wert auf eine frühe Selbstständigkeit gelegt, die im Berufsleben unerlässlich ist.

Im Ortsteil Schöneberg liegt halb versteckt am Vctoria Luise Platz die Ausbildungsstätte des Lette Verein. Beim Tag der offenen Tür hatte ich die Gelegenheit mir alles genau anzuschauen. Der erste Eindruck war leider etwas negativ, da ich mir im Besonderen die Fotoabteilung anschauen wollte, welche aber nicht gleich zu finden ist. Dennoch kam ich pünktlich zu einer Führung, die vom Fachleiter der Fotografischen Abteilung geführt wurde.

Zu Beginn gab es eine Einführung in die Ausbildungsinhalte. Im ersten der drei Lehrjahre werden die Grundlagen der Fotografie gelehrt. Praktische Arbeiten werden ausschließlich an der analogen Kamera ausgeführt, welche aber in der Schule vorhanden sind und auch außerhalb des Unterrichts genutzt werden können. Unter kontrollierten Bedingungen lassen sich in einem der fünf Fotostudios die gestellten Aufgaben umsetzen. Dies geschieht von der Ideeentwicklung bis zum entwickeln vollkommen in Eigenregie der Schüler. Falls Fragen auftauchen sollten, ist jedoch immer ein Lehrer vom Fach anwesend, die gern und ausführlich antworten. Im zweiten Lehrjahr werden die gelernten Grundlagen in der digitalen Fotografie angewandt. Angeraten wird auch, sich spätestens dann eine eigene Digitale Spiegelreflexkamera zuzulegen. Zwar können Kamera und auch Zubehör wie Blitzgeräte und Stative ausgeliehen werden, doch wer professionell in die Fotografie einsteigen will, brauch früher oder später mindestens eine eigene Kamera. Die Aufgaben werden wieder in Eigenregie ausgeführt; dieses Prinzip wird auch im dritten Jahr beibehalten, welches Ausschließlich der Prüfungsvorbereitung, also der Erstellungder Abschlussarbeiten dient. Die Päsentation derjenigen wird übrigens auch komplett von den Schülern organisiert. Unterrichtet wird in kleinen Klassen zu höchstens 15 Schülern, so ist sichergestellt, dass niemand untergeht.

Besonders beeindruckt hat mich die Einrichtung der Schule. Neben den schon erwähnten Analogen Studios gibt es auch zwei große Studios, wo auch Modeshootings stattfinden können. Darüber befindet sich auch eine Galerie, wo die Fotosessions beobachtet werden können ohne Model und Fotograf zu stören. Des weiteren sind zwei Fotolabors mit insgesamt viel Dunkelkammern eingerichtet, wo sowohl schwarz weiß als auch farbfotografien entwickelt werden können. Außerdem stehen zwei Computerräume mit jeweils 15 Arbeitsplätzen zur Verfügung, wo am Mac die digitalen Bilder in Adobe Photoshop optimiert werden können.

Interessant ist die Tatsache, dass alle Objekte, bzw. Modelle, die fotografiert werden sollen, selbst beschafft werden müssen. Zwar kann man in eine Liste schauen, die schon bekannte und bewährte Agenturen enthält, doch für einige ist es eine Überwindung auf fremde Leute zuzugehen. Eine Aufgabe, die gern gestellt wird, ist zum Beispiel das Porträt einer prominenten Person. Da stellt sich schon mal die Frage, wo man solch eine herbekommt.

Auch jegliches Material muss selbst finanziert werden. Zwar ist das Schulgeld mit 85 Euro im Monat relativ gering, doch allein durch Schüler Bafög lässt sich Material, Miete und Lebensunterhalt nicht finanzieren. Ein Nebenjob ist sehr stressig, da die gestellten Aufgaben es manchmal verlangen, nach dem regulären Unterricht weiter zu arbeiten.

Im Allgemeinen macht die Schule jedoch einen guten Eindruck, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass die Lehrer ein wenig zu viel labern. Teilweise hat er so viel erzählt, dass ich die Fragestellung vergessen habe. Dennoch kann die Ausbildung dort lehrreich sein und auf den harten Alltag als Berufsfotograf vorbereiten.