Herb Ritts
Herb Ritts war der Großmeister Aktfotografie und Celebrity-Fotografie, egal ob er Madonna oder den Dalai Lama fotografierte. Nie waren seine Aufnahmen mit nebensächlichen oder dekorativen Dingen überfrachtet. Stets stehen der Mensch und sein Körper als das Wesentliche im Mittelpunkt seiner Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Wer sich von Herb Ritts fotografieren ließ, konnte sicher sein, hocherotisch und auf laszive Art und Weise in Szene gesetzt zu werden.
Damals, im Jahre 1978, verschaffte ihm ein spontanes Foto von einem Freund die Chance, statt im Möbelgeschäft seiner Eltern fortan als Celebrity-Fotograf sein Geld zu verdienen. Dieser Jemand war der zu der Zeit noch unbekannte Schauspieler Richard Gere. Beim Reifenwechsel-Stopp an einer Tankstelle fotografierte er den verschwitzten Schauspieler in Jeans und Tank-Top, eine Kippe lässig im Mundwinkel. Als Gere 1980 mit dem Film „American Gigolo“ bekannt wurde, druckten „Vogue“, „Esquire“ und „Elle“ das Bild. Plötzlich hatte der Fotograf nicht nur einige Schecks im Briefkasten, sondern auch weitere Fotoaufträge. Ritts nahm an – und verschwieg, dass er bis dahin eigentlich reiner Hobbyknipser war. Die Liste der Stars und Models, mit denen Ritts in den Achtzigern und Neunzigern schließlich zusammenarbeitete, liest sich wie ein Verzeichnis der Popkultur. Top-Models, wie Cindy Crawford und Laetitia Casta, zogen sich vor seiner Kamera erstmals für die Öffentlichkeit aus. Über Jahre hinweg machte er Bilder und Videos für Madonna, darunter auch das berühmte Coverfoto ihrer „True Blue“-LP. Dazu kamen diverse Werbekampagnen für die großen Mode-Designer und Fotosessions mit Politikern und Geistesgrößen wie Michail Gorbatschow und dem Dalai Lama. Die Künstlichkeit seiner Inszenierungen und die kühle Erotik von Ritts‘ Ästhetik trafen jedoch nicht jedermanns Geschmack. Kritiker bemängelten, dass der Fotograf der Glamourwelt überdimensionale Ikonen schuf, anstatt den schönen Schein der Popkultur zu hinterfragen.